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1. Mauerweglauf - 100 Meilen Berlin am 20./21.08.2011

Finisher Medaille 1. 100 Meilen Berlin 2011 - Mauerweglauf Finisher Medaille 1. 100 Meilen Berlin 2011 - Mauerweglauf
Presse: Neue Osnabrücker Zeitung (16.08.2011) | Osnabrücker Nachrichten (28.08.2011) | NOZ (03.09.2011) | NOZ (10.09.2011)
Berichte: German Road Races | marathon4you
Link: Strecke (Google Earth) | Ergebnis | Ergebnis AK | Urkunde
  Gegen 18:00 Uhr erreiche ich die Sportanlage an der Lobeckstraße in Berlin Kreuzberg und reserviere mir einen schönen Schlafplatz in der Hallenmitte. Auch eine bequeme Turnmatte ist noch übrig. So erspare ich mir das lästige Aufpumpen der Luftmatratze. Zum Abendessen, bei Erdinger und Gnocchis, kann man sich nett mit einigen bekannten Leuten aus der Szene unterhalten. Als um 22:00 Uhr das Licht in der Sporthalle gelöscht wird, liege ich schon gemütlich in meinem Schlafsack. Um 3:30 Uhr raffe ich mich wieder auf und bin um kurz vor vier der Erste am reichlichen Frühstücksbuffet.
  Logo Pünktlich um sechs geht es los. Zunächst fünf Runden auf der Tartanbahn, um das Feld mit den 92 Startern ein wenig auseinander zu ziehen. Schön langsam möchte ich schon zu Beginn laufen, d.h. 4 Stunden will ich mir für die ersten 40 km Zeit lassen. Danach zwei 5-Stunden Abschnitte und wenn ich dann die letzten 40 Kilometer in knapp 6-Stunden laufen kann, wären die 20 Stunden geknackt. So mein Plan.
Schon nach zwei Runden die erste Überrundung. Der Teilnehmer aus Hong Kong ist so langsam, dass ich mir sicher bin, dass er schon die erste Cut-Off Zeit verpassen wird. (Er sollte dann später in lockeren 29 Stunden das Ziel erreichen. Offenbar hat er sein Tempo noch deutlich steigern können.) Nach dem Verlassen des Sportgeländes stelle ich fest, dass ich eigentlich zu schnell bin. Mein Schnitt von 5:15/km wären 3:30 auf 40 km. Trotzdem beschließe ich mal wieder, in dem Tempo weiter zu laufen, da es wirklich überhaupt nicht anstrengend ist.
Nach einigen Kilometern ist der sog. Mauerweg rund um Westberlin und das letzte noch verbliebene, längere Mauerstück, die East-Side-Gallery in Friedrichshain, erreicht. Dieser Lauf scheint auch touristisch meine Erwartungen voll und ganz zu erfüllen.
Bei Kilometer 15 fängt mein linker Fuß wieder an zu zwacken. In den letzten Wochen hatte ich schon mehrmals Probleme mit dem Teil und musste deshalb auch zwei oder drei Trainingsläufe abbrechen. Nun bin ich froh, dass die Schmerzen nach ein paar Kilometern nicht schlimmer werden, sondern bei Kilometer 25 schon fast ganz verschwunden sind.
Mit zwei anderen Kollegen bilden wir fast seit Beginn ein Führungstrio, wobei mir aber klar ist, dass ich hier nicht um einen der vorderen Plätze mitlaufen kann. Dafür sind zu viele richtig gute Leute am Start. Nach ca. 20 km wird aus dem Trio ein Duo und einige km weiter ist auch das Duo Geschichte. Ich bin z.Zt. auf dem zweiten Platz. Diese Momentaufnahme fühlt sich ganz gut an.
Zwischen Kilometer 40 und 50 werde ich dann von den Ultralaufcracks und späteren Siegern Michael Vanicek und Jan Prochaska eingeholt. Nach ein paar Wörtern und der Bemerkung, dass ich am Anfang wohl ziemlich schnell unterwegs war, sind sie bald am Ende des langen Waldweges verschwunden.
Auf den nächsten 50 Kilometern habe ich mit dem üblichen Zeug zu kämpfen. Magenprobleme, Lustlosigkeit, Fragen nach der Sinnhaftigkeit meines Tuns und ein ganz klein wenig Frust, dass mich immer mal wieder Kollegen überholen. Zusätzlich stolpere ich noch in einem Waldstück über eine Wurzel und klatsche der Länge nach hin.
Ich stehe gerade am Verpflegungspunkt 8 bei Kilometer 68, als zwei Leutchen vom rbb mit einer fetten Filmkamera auf mich zugestürzt kommen und offensichtlich irgendwas von mir wissen wollen. Allzuviel ist hier bisher nicht los gewesen, da wollen sie wohl jede Möglichkeit nutzen, um einen von diesen Verrückten zu interviewen. Als aber plötzlich die erste Frau (und spätere Siegerin) auftaucht, stürzen alle mit der Bemerkung, dass ich bitte warten soll, auf sie zu. Ist mir auch ganz recht. Ich muss sowieso los, denn bei meinem derzeitigen Lauftempo kann ich nicht zusätzlich unnötig irgendwo rumstehen. Ein paar Kilometer weiter hat sie mich wieder eingeholt und wir laufen ein paar Kilometer, mehr oder weniger, zusammen.
Zwischen Kilometer 75 und 80 komme ich mit Patrick, einem Deutschen, der in den USA lebt, ins Quasseln. Prompt verpassen wir beide den 90 Grad Abzweig nach dem VP 10. Das waren mindestens 1,5 km zusätzlich. Super!! Darüber bin ich so frustriert, dass ich erstmal eine etwas längere Marschierpause einlegen muss.

Die Lauferei hier auf dem Mauerweg ist schon sehr beeindruckend. So ist es seit einigen Stunden nicht nur mehr ein sportliches Ereignis für mich. Besonders die vielen Gedenkstelen mit den Bildern der getöteten Personen machen einen immer wieder nachdenklich. Am Rande des Weges sieht man oft noch das Fundament der Mauer und man stellt sich dann vor, wie es vor einigen Jahren hier aussah.

Lange Zeit passiert nicht mehr viel. Weder sehe ich vorne jemanden, an den ich mich ranhängen könnte, noch kommen von hinten irgendwelche Kollegen "herangerauscht". Für Abwechslung sorgen insbesondere die vielen Anfrufe von Michel. Er informiert mich über jedes Tor von den Glorreichen Bayern gegen den HSV (5:0).
Ich stehe am VP 16 bei Kilometer 117, als plötzlich mal wieder jemand Anstalten macht mich einzuholen. Zufällig stellt sich heraus, dass er in der gleichen AK ist. Ich breche auf, aber wenig später hat er mich mit seiner Fahrradbegleitung wieder eingeholt. Über seine Bemerkung, ob er mich ziehen soll, ärgere ich mich ein wenig. Evtl. hat er es nicht böse gemeint, wer weiß, aber auf alle Fälle war es vollkommen unpassend. Schauen wir mal, es sind ja noch einige Kilometer. Vermutlich auch, weil ich mich noch über die Bemerkung geärgert habe, verpasse ich ein paar hundert Meter weiter eine Abzweigung nach links. Das war ein unnötiger Kilometer. Mist!
Langsam fängt das Rechnen an. Es ist nur noch ein Marathon. Wie schnell muss ich laufen, damit ich unter 20 Stunden bleibe? Es wird knapp werden, das ist klar. Zusätzlich ist plötzlich am linken kleinen Zeh eine dicke Blase vorhanden, die ziemlich schmerzt. Ich kann nur noch humpeln. Wenn die Blase nicht aufplatzt, werde ich es auf alle Fälle nicht mehr schaffen. Eine Nadel zum Aufstechen habe ich auch nicht dabei. Wobei ich vergesse, dass die Startnummer ja mit Sicherheitsnadeln befestigt ist. Gott sei Dank platzt das Ding nach ein paar Kilometern von alleine auf.
Noch gut 30 Kilometer. Noch alles drin. Jetzt ohne Marschierpausen durchlaufen, dann müsste es zu packen sein. Also los. In der Dunkelheit vor mir sehe ich jemanden. Aha. Es ist der Kollege, der mich ziehen wollte. Als ich ihn überhole, verkneife ich mir eine ähnliche Bemerkung. Ein paar Kilometer weiter hat er mich wieder eingeholt, kann aber nicht davonziehen. An einem VP, es sind nun nur noch 10-12 km bis ins Ziel, halte ich mich nur Sekunden auf und sehe meinen "Widersacher" danach nicht mehr wieder.
Es ist nach Mitternacht und es sind viele Nachtschwärmer unterwegs. Die leuchtenden Markierungen an den Laternen- oder Ampelpfählen kann man im Schein der Stirnlampe gut erkennen. So verliere ich kaum Zeit bei der Suche nach dem Weg. Troztdem ist es eine kleine Hilfe, als sich bald eine Fahrradbegleitung vom Organisationsteam zu mir gesellt um mir, wie auch den anderen Teilnehmern, den weiteren Weg bis zum Reichstag zu weisen. Als der Reichstag erreicht ist, sind es nur noch ca. 5 Kilometer. Das ist ein Klacks. Bald ist die hell erleuchtete Sportanlage in Kreuzberg erreicht. Noch eine halbe Runde und dann nach 19 Stunden und 28 Minuten durch das Ziel. Das ist gut für heute und macht mich optimistisch für den Spartathlon in fünf Wochen.

Um halb drei liege ich dann wieder in meinem Schlafsack, wobei das Einschlafen, manchmal typisch nach solchen Ereignissen, gar nicht so einfach ist.
Am Morgen bleibt dann noch genug Zeit für einige ausgedehnte Frühstücksgespräche bis zur Siegerehrung um 12:00 Uhr, bei der jeder Teilnehmer einzeln aufgerufen wird und seine Finisher-Medaille überreicht bekommt.
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last update: 19.04.2012