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Ende November 2007 erfahre ich vom Knastmarathon und weiß sofort, den Lauf darf ich nicht verpassen. Wenige Minuten später bin ich auch schon angemeldet. Erst später wird mir klar, dass der Lauf ja leider schon eine Woche nach der Maiwoche stattfindet. Aber egal. Die Medaille vom Knastmarathon muss ich in meiner Sammlung haben. Vor genau einer Woche stand ich noch auf der Osnabrücker Maiwoche beim Maibock und heute fahre ich in die 360 km entfernte Justizvollzugsanstalt nach Darmstadt. Gegen 1:00 Uhr erreiche mit dem Yaris die JVA und übernachte im Auto. Am Morgen um 6:30 Uhr gibt es ein paar Scheiben Brot mit Honig und Tee vom Campingkocher. Ab 8:00 ist Einlaß in die Anstalt. Man bekommt ein grünes Bändchen um das Handgelenk und ist damit als Externer gekennzeichnet. Der Personalausweis wird einbehalten, die Sachen werden gründlich durchsucht und dann bin ich "endlich" im Knast. Bei Start und Ziel gibt es die Startnummer und zusätzlich ein T-Shirt und ein nettes Knastmarathonkäppi. Nach dem Umziehen in den Räumen der Sporthalle geht es um 10:00 Uhr los. Bei 17° und recht viel Sonne sind 24 Runden á 1,758 km zu durchlaufen. Es geht kreuz und quer durch die Anstalt und da die meisten Wege hin und zurück gelaufen werden müssen, kennt man schon nach ein paar Runden einige der 24 in- und 78 externen Mitläufer. In der Folge grüßt man sich recht häufig, wodurch der Lauf auch sehr kurzweilig wird. Auf zwei Abschnitten stehen jeweils ca. 100 recht gutgelaunte Gefangene in ihren dunkelroten Sweat-Shirts direkt an der Strecke und feuern meistens ihre Kollegen an. Auch mein Bayern-Trikot stößt auf positive Resonanz. Die offensichtlich 'schwereren' Jungs sind in einem extra eingezäunten Bereich auf dem Gelände untergebracht und verfolgen das Geschehen hinter dem Zaun. Auf den ersten 14 Runden läuft es recht gut, aber danach wird es wieder richtig schwer. Nach 18 Runden gebe ich mein Ziel, zum dritten mal innerhalb von 6 Wochen unter 3:20 zu bleiben, endgültig auf. Ich beschließe das Ding einfach nur noch nach Hause zu joggen. Auf keinen Fall will ich hier gehen oder stehenbleiben müssen. Zweieinhalb Runden vor dem Ziel, bei km 37, habe ich in einer scharfen Linkskurve für einen kurzen Moment ein leichtes Krampfgefühl in der Wade. Das hat mir gerade noch gefehlt. Jetzt also vorsichtig weiter laufen und keine falsche Bewegung machen. Eineinhalb Runden vor Schluss werde ich dann auch noch von der späteren Siegerin bei den Frauen überholt. Während der letzten Runde überholt mich dann noch ein weiterer Läufer, aber 300m vor dem Ziel packt mich dann doch noch mal der Ehrgeiz und ich kann den kurz zuvor verlorenen Platz zurückerobern. Nach 24 Runden gibt es eine schöne, fette Medaille. Ich lasse mir eine wohltuende Massage verpassen und nach dem Duschen kann ich noch bei schönem Wetter den anderen Läufern zuschauen. Zur Regeneration gibt es Malzbier, belegte Brötchen, Kaffee, Kuchen und noch einige andere Sachen. Bei der Siegerehrung in der Sporthalle werden dann noch einige Reden von wichtigen Leuten, wie z.B. Anstaltsleiter, Bürgermeister und Landtagsabgeordneter, gehalten. Es wird über das Marathonprojekt geredet und es erfolgt die Ankündigung, diese gelungene Veranstaltung im nächsten Jahr nach Möglichkeit zu wiederholen. Als ich das Turnhallengebäude verlassen will, ist die Tür, wie im Gefängnis üblich, leider abgeschlossen. Kurze Zeit darauf wird die Tür dann doch von außen aufgeschlossen und ich bin schon ein wenig erleichtert. Später, auf der Rückfahrt, erfahre ich dann auch endlich, daß der VFL mit einem 3:0 gegen Offenbach den Klassenerhalt gesichert hat. Fazit: Ein gelungener Sonntag mit einer tollen Veranstaltung an einem ziemlich ungewöhnlichem Ort zum super Schnäppchenpreis von 10 Euro! | |
Urkunde | |
Der Marathonpapa im DSF 684 KB (.wmv) |