Vier Wochen vor dem Lauf ziehe ich mir beim 'Fremdgehen' in einem Spaßbad leider eine schmerzhafte Rippenprellung zu. Zwei Wochen lang geht gar nichts mehr. Dann pobiere ich mit zwei Paracetamol ein Testläufchen, aber die Teile wirken nicht und nach 12 schmerzhaften Kilometern geht es mir schlechter als zuvor. Meine Chancen auf einen Start verschlechtern sich zusehends. Ich gehe dann doch mal zum Arzt und bekomme eine 'Ibuprofenkur' verschrieben. Nach ein paar Tagen bin ich schon wieder guter Dinge, beschließe aber mich auch die letzte Woche zu schonen und den Indoormarathon dann als Testlauf unter dem Motto: "Wie steht man einen Marathon durch wenn man vier Wochen lang nichts gemacht hat?" zu laufen. Das wäre dann nach dem Hasetal Löningen Marathon ("Wie läuft man einen Marathon, eine Woche nach einem 24-Stunden Lauf") schon der zweite Mottolauf in diesem Jahr. Den Testlauf am Wochenende zuvor muss ich dann aber wieder nach 8 km abbrechen. Nichts hat sich gebessert. Jeder Laufschritt ist weiterhn mit starken Schmerzen verbunden. Ist evtl. doch eine Rippe gebrochen? Gegen 2 Uhr in der Nacht erreiche das 470 km entfernte Bürogebäude der LGA (Landesgewerbeanstalt) in Nürnberg. Der Nachtpförtner bietet mir zwar netterweise an im Gebäude zu übernachten, aber ich bevorzuge dann doch lieber das "Hotel Caddy". Ich wache erst um 8:00 Uhr auf. Zum Frühstück gibt es mal wieder Kaffee vom Campingkocher und Honigbrote. Die Spannung steigt. Hoffentlich hat sich in den letzten acht Tagen meine Rippenprellung soweit gebessert, dass nicht mehr jeder Schritt mit Schmerzen verbunden ist. Denn auch so wird es, mit den lediglich 31 Trainingskilometern in den letzten vier Wochen, ohnehin schwierig genug werden einigermaßen vernünftig durchzukommen. Kurz vor dem Start treffe ich dann noch einige bekannte Gesichter von anderen Läufen, wie Heiko und Kurt vom Hallenmarathon und Ralf von den Rennschnecken. | |
11:00 Uhr. Los geht's. Ja! Die Schmerzen sind weg. Ich bin ziemlich erleichtert. 55 Runden á 767 Meter durch die zwei unteren Ebenen des modernen LGA Bürogebäudes liegen vor mir. Die Ebenen sind durch zwei schmale Treppenhäuser mit jeweils zwei 11-stufigen Treppen getrennt. Schon bald zeigt sich, dass diese Teppenhäuser das eigentliche Problem sind, denn hier kommt es immer wieder zu Stauungen und zudem geht der Laufryhtmus mind. 110 mal verloren. Einige exponierte Stellen, wie z.B. Heizkörper und die Spitzkehren in den Treppenhäusern, sind mit Matrazen gesichert. Das schützt mich aber leider nicht davor, dass ich gegen Ende des Rennens auf einer Geraden gegen eine Backsteinmauer taumele und mir den Arm leicht aufschrappe. Schade ist, dass die Halbmarathonläufer und Staffelläufer nicht anhand der Startnummern von den Marathonläufern zu unterscheiden sind. Nach der 5. Runde merke ich leider schon wieder bei jedem Schritt ein Drücken in der Rippengegend. Hoffentlich war die Entscheidung hier zu starten richtig. In der Folge werden die Schmerzen zwar stärker, aber nie so, dass es mich ernsthaft behindern würde. Glück gehabt. Bis zum Halbmarathon kann ich jede Runde gleichmäßig locker in knapp unter 4 Minuten laufen. Der bekannte Moderator aus Blickpunkt Sport, Markus Othmer, kommentiert meinen Laufstil, bzw. mein Bayern Trikot: "Michael Brehe im Bayern Trikot! Bei dem Laufstil könnte ihn Louis van Gaal auch beim FC Bayern einsetzen". Auf alle Fälle werde ich in der 2. Hälfte kontinuierlich langsamer und 10 Runden vor Schluss schaffe ich keine Runde mehr schneller als 5 Minuten. Die Luft ist raus, aber mit meiner 'tollen' Vorbereitung war es auch eigentlich nicht anders zu erwarten. Wenige Meter hinter der Zeitnahme werden immer die Läufer angezeigt, die soeben die Zeitnahme überquert haben. Dort kann man dann mehr oder weniger gut seine Platzierung ablesen. Von der 1. AK-Position bei der Hälfte bin ich nun schon auf die 5. Position durchgereicht worden. Nach einiger Rumrechnerei setze ich mir das Ziel, die 4 Stunden Marke zu unterbieten. Also kämpfen und nicht noch langsamer werden. Dann klappt das! Zwei Runden vor dem Ziel ist endlich klar, ich bleibe auch heute unter vier Stunden. Nach 3:59:21 laufe ich durch's Ziel. Sicherheitshalber erkundige ich mich aber lieber mal, ob ich nun wirklich fertig bin oder ob ich noch eine Runde zu laufen habe. Super. Ich bin fertig. Trotz der Schwierigkeiten auf der 2. Hälfte bin ich zufrieden. Es gibt noch eine schöne Medaille, ein Funktionsshirt, leckeren Kuchen und eine Dusche. Dann mache ich mich um 16:30 Uhr mit Thomas vom Lönigen Marathon auf die Heimfahrt und bin um 21:15 Uhr wieder Zuhause. Fazit: Nach dem ebenso empfehlenswerten Hallenmarathon im Januar war dies der passende Jahresabschluss. | |
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Foto: Erwin Bittel | Foto: 42zwei.com |