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Berichte: | NDR | Hannoversche Allgemeine | focus.de |
Anfang Februar laufe ich die 6 Etagen im Innside Hotel in Wolfsburg hoch und runter, rechne das Ganze hoch auf 2522 Etagen rauf und 2522 Etagen runter, und schwups steht mein Ziel für den Treppenhausmarathon in Hannover: 13 Stunden, +/- ein paar Zerdrückte. Unter 12 Stunden werden wohl, wenn ich realistisch bin, aufgrund des fehlenden Treppenlauftrainings im Vorfeld, nicht zu schaffen sein. Da ich aber vermutlich der einzige Teilnehmer in meiner Altersklasse bin, werde ich ja hinterher auf alle Fälle "Weltmeister" in der AK M55 sein . Rechtzeitig, am Vorabend um 23:30 Uhr, erreiche ich den Annastift in Hannover. Direkt vor dem zwölfstöckigen Hauptgebäude mache ich es mir gemütlich. Um 4:30 Uhr ein kleines Campingkocher-Frühstück und um 5:00 Uhr noch 1,5 Stunden pennen, dann beginnt der lange Tag. | |
Um 7:15 Uhr erklärt Horst, der Erfinder des Rennens, im Tiefgeschoss den Ablauf.
Da die Strecke mit 25cm Abstand von der inneren Wende der Treppe gemessen wurde und ein Rechtslaufgebot herrscht, kann man sicher sein, dass man am Ende mindestens 42,195 Kilometer bzw. etwas mehr Kilometer gelaufen hat. Puuh! Eine Sorge weniger!
Die aktuelle deutsche Meisterin im 400m Lauf, Ruth Sophia Spelmeyer, schickt um Punkt acht Uhr die 14 angetretenen Teilnehmer auf die erste von 194 Runden. Auf den ersten 10 Runden geht es flott voran. 3 Minuten für die Runde sind sehr schnell. Obwohl die Runden elektronisch erfasst werden, kontrolliere ich auch selber die Rundenzahl und -zeiten. Da ich auf meiner Uhr allerdings nur 99 Speicherplätze zur Verfügung habe, nehme ich nur nach jeder 2. Runde die Zeit. Ab der 10. Runde pendeln sich die Zweirundenzeiten auf gute 7 Minuten ein. Wenn ich das einige Stunden durchhalten kann, hätte ich schon ein schönes Polster für die schwierigeren Phasen des Rennens. Ungefähr alle 10 Runden hole ich mir etwas zu trinken. Das bedeutet, dass man im Untergeschoss 5 Meter in den Nebenraum läuft und sich dort die passenden Getränke in seinen Mehrwegbecher gießt oder sich einen vorher gefüllten Einwegbecher grapscht. Das kostet immer ca. 30-60 Sekunden. Um auch mal zwischendurch, ohne großen Zeitverlust, etwas trinken zu können, nehme ich mir nach ein paar zig Runden eine volle 1,5 Liter Wasserflasche und stelle sie auf die Fensterbank in der 5. Etage. Um die 50. Runde habe das Gefühl, dass ich jederzeit einen Krampf in den Waden bekommen könnte. Das ist saublöd. Wenn es schlimmer werden sollte kann ich mir nicht mehr sicher sein, dass ich das hier in der vorgegebenen Zeit finishen kann, denn es ist ja erst ein kleines Stück geschafft. Ein paar zig Runden später ist das Krampfgefühl rausgelaufen und es geht wieder etwas besser voran. Stunde um Stunde um Stunde geht es die Treppe rauf und runter. Mit meinen Rundenzeiten bin ich nicht mehr so zufrieden. Nur noch selten gelingen mir 4-Minuten Runden. Am Nachmittag fängt es draußen stark an zu regnen und zu stürmen. Dagegen ist es hier drin richtig gemütlich und ich bin froh, dass ich heute im Haus laufen darf. Motivation ist alles. Nur noch 50 Runden. Ich rechne hin und her, was ich denn pro Runde laufen müsste, damit ich noch unter 13 Stunden bleibe. Nach der 100. Runde habe ich mir ja schon eingestanden, dass ich die 12 Stunden nicht mehr schaffen kann. Aber die 13 Stunden? Zur Zeit benötige ich für eine Runde um die 4:30 Minuten. Das ist zwar noch im guten 13-Stunden Rahmen, aber für sub 13-Stunden müsste ich langsam mal einen Zacken zulegen und paar 4-Minuten-Runden hinlegen. Aber so sehr ich mich auch bemühe, es funktioniert nicht, nach über neun Stunden rauf und runter. Als ich zum Ende der vorletzten Runde das Untergeschoss erreiche, wird dort schon "FC Bayern, Stern des Südens" gespielt. Jeder Teilnehmer durfte sich ein Lieblingslied für seine leitzte Runde auswählen. Eine tolle Idee! Darauf hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Die letzten 26 Etagen. Zum letzten Mal nach oben. Die Musik wird immer leiser. Ab der 6. Etage kann man nur noch erahnen, dass im Keller zur Zeit gute Musik gespielt wird. Ganz oben verabschiede ich mich ein letztes Mal von den netten Helfern. Der letzte Abstieg. Die Musik wird lauter. 5., 4., 3., 2., 1. Etage. Endlich im Ziel! Ein toller Empfang nach über 13, teilweise langen Stunden. Nachdem ich mich ein paar Minuten später mal kurz hingesetzt habe, geht nichts mehr. Das Aufstehen ist die Hölle. Die Waden haben komplett zu gemacht. Ich schleppe mich irgendwie unter die Dusche und nach einem weiteren Regenerationspäuschen mache ich mich gegen 22:00 Uhr auf den 160 km Heimweg nach Osnabrück. |
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