Link: | Ultra-Trail di Corsica | Startliste | Strecke | Zieleinlauf Video | Ergebnis | Ergebnis (pdf) |
Zeiten: | CP0 | CP1 | CP2 | CP3 | CP4 | CP5 | CP6 | CP7 | CP8 | CP9 | CP10 | CP11 | CP12 | CP13 | Geschw. | Min./km | Platz | |
Dienstag, 02.06. |
Um 19:45 Uhr geht es von Köln/Bonn nach Bastia. Gegen 22:00 Uhr dann mit einem Mietwagen weiter nach Corte auf einen Campingplatz ("Chez Bartho"), wo ich mal wieder Michels 5-Euro-Flohmarktzelt aufbaue. |
Mittwoch, 03.06. |
Nach einem Frühstück auf dem Campingplatz mache ich eine schöne 200km Sightseeing Tour durch die Berge und kreuze dabei auch ein paarmal die Strecke, die ich übermorgen zu Fuß absolvieren muss. Dabei komme ich auch zufällig an der Stelle vorbei, an der ich im letzten Jahr ausgestiegen bin, bzw. aussteigen musste. Ich bin deswegen immer noch ein wenig angep...., aber im Moment sehr guter Dinge, dass mir das nicht noch einmal passiert. Und damit das auch wirklich klappt, gönne ich mir auf dem Rückweg nach Corte, an einer netten Bude am Straßenrand, ein leckeres Abendessen. |
Donnerstag, 04.06. |
Nach dem Frühstück wird herumgegammelt, denn erst ab 14:00 Uhr kann man im nahe gelegenen Casino Supermarkt die Startnummer abholen. Nach 20-minütigem Schlangestehen bekomme ich wenigen Sekunden meine Startnummer ausgehändigt. Nach der Startnummernabholung geht es zur Starterbeutelabholung in einer nicht weit entfernten Turnhalle und danach zurück zum Campingplatz. Dann noch weiter rumhängen und Rucksack packen, bevor ich mich gegen 21:45 Uhr auf den Weg mache.
Früh erreiche ich den Start im Zentrum von Corte. Noch eine Stunde Zeit, aber ob ich hier oder "Zuhause" auf dem Campingplatz abhänge, ist ja eigentlich egal. Überpünktlich, um 22:59 Uhr, geht es endlich los. Zunächst ein paar hundert Meter entlang der "Cours Paoli", eine der Hauptflanierstraßen mit vielen Straßencafés, um dann bald nach rechts in Richtung Burg hochzukraxeln. Nach einem guten Kilometer geht es dann auch schon auf den ersten Berg. Über einen schmalen Pfad geht es die nächsten 5,5 Kilometer über 1200 Meter steil bergauf bis zum ersten Checkpoint. |
Freitag, 05.06. |
Da ich mich beim Aufstieg bewusst etwas weiter hinten in die Läuferschlange eingereiht hatte, ist es ok, dass ich den 1. CP "Padule" erst ca. 10 Minuten später als im letzten Jahr erreiche. Die nächsten 7 km, ein flacher, breiter Weg bis zum nächsten CP "Boniacce", sind zum Ausruhen. Hier hatte ich mich im letzten Jahr schon das erste Mal hingelegt und mir ein blutiges Knie geholt, was mir diesmal aber erspart bleibt.
Ab Boniacce geht es dann zunächst ein paar hundert Höhenmeter bergab. Unten angekommen, auf einem nur leicht steinigen, aber wurzeligen Weg denke ich noch, dass ich mich auch hier im letzten Jahr abgelegt habe und nun vorsichtig sein will. Kaum gedacht und zack, schon fliege ich lang hin. Unter ein paar Flüchen rappele ich mich auf und es geht weiter. Nun ein paar hundert Meter bergauf, am 3. CP "Pinadellu" (keine Verpflegung) vorbei, bevor der anstrengende Abstieg über 800 Höhenmeter bis zum "Lac de Calacuccia" beginnt. Unten am Lac noch 1,5 Ausruhkilometer über normale Straßen am See entlang und dann ist bald der 4. CP "Callaccucia" bei km 32 erreicht. Es ist nun Zeit, mal wieder ein paar Steinchen aus den Schuhen zu entfernen und die Vorräte gut aufzufüllen, denn der nächste CP ist der Gipfel des Bocca Crucette in 11,3 km Entfernung und 1600 Meter höher gelegen. Ein echtes Brett. Ich halte mich nicht lange auf, ein Nudelsüppchen kann ich auch auf den nächsten Metern beim Wandern essen. Die Suppe ist dann aber leider so geschmacksneutral, bzw. wenig genießbar, dass sie schon bald in einem Gebüsch entsorgt werden muss, natürlich ohne Schälchen und Löffel. Die Sonne knallt vom Himmel. Um nicht einen elenden Sonnenbrandtod zu sterben, hatte ich extra ein Fläschchen Sonnencreme mitgenommen, was jetzt zum Einsatz kommt. Bei ca. Km 37 steht eine Berghütte. Von hier ging es im letzten Jahr nach rechts auf den Monte Cinto, den höchsten Berg Korsikas. In diesem Jahr geht es stattdessen nach links auf den Bocca Crucette, was die Strecke aber weder kürzer noch weniger anstrengend macht, wie sich noch herausstellen sollte. In der Mittagshitze wird der Weg schon sehr bald immer steiler. Ich stelle mir mal wieder die Sinnfrage. Was mache ich hier? Über mir ein Hubschrauber. Wenn der jetzt "anhält" und fragt, ob er mich zurück nach Corte bringen soll, ich würde vermutlich "ja" sagen, so angedingst bin ich. Er hält, Gott sei Dank, nicht an. Also weiter. Kurz danach steht man vor einer Felswand. Klettern ist nun angesagt. Wenn man hier an bestimmten Stellen den Halt verliert, ist man hin. Also immer schön vorsichtig. Ich bin ja nicht lebensmüde. Ähnlich wie im letzten Jahr, schwächel ich leider wieder im Berg. D.h. ab ca. 1500 Meter bekomme ich nicht mehr so gut Luft. Es ist zwar nicht ganz so schlimm wie im letzten Jahr, aber so alle 10 Höhenmeter muss ich leider eine Minipause einlegen. Das ist sehr ärgerlich, kostet viel Zeit und macht keine gute Laune. Da ich schon so lange unterwegs bin, gehen mir nun auch meine 1,5 Liter Wasservorräte aus, was aber kein Problem ist, da es hier einige natürliche Wasserstellen und sogar speziell gekennzeichnete Quellen gibt, an denen man sich erfrischen und seine Flaschen auffüllen kann. Oben angekommen blickt man auf einen idyllischen Bergsee. Ein paar Meter Runtergekraxel zum See, einmal halb um den See herum und dann geht es bestimmt 100 Höhenmeter steil bergauf. Das wäre ja alles noch nicht so schlimm, aber auf dem beknackten Schotter hier kann man nur schwer an Höhe gewinnen, da man, ähnlich als wenn man eine Sanddüne hochgeht, immer wieder ein Stück herunterrutscht. Als es endlich geschafft ist, ist der Gipfel des Bocca Crucette, bzw. der CP5 erreicht. Von hier bis zum 6. CP "Ballone" sind es nur 3,5 Kilometer. Aber leider auch 1000 schwierige Höhenmeter bergab. Auf dem Stück hatte ich mir im letzten Jahr meinen rechten dicken Zeh kaputt gemacht, was mich dann einige Stunden später zur Aufgabe gezwungen hat. Ich bin sehr vorsichtig und schaffe es ohne einen größeren Sturz bis nach Ballone. Nach etwas leichteren 2 Kilometern mal wieder eine Bergbesteigung. 750 Meter Höhenmeter auf ca. 2,5 Kilometern macht man auch nicht mal eben so. Am nächsten CP "I Moro" befindet sich ein einfacher Zeltplatz mit einer Hütte, wo man etwas zum Essen und zum Trinken kaufen kann. Da es an diesem CP nur Quellwasser zum Auffüllen der Flaschen gibt, gönne ich mir eine Dose Wasser mit Kohlensäure und eine Dose Orangensaft, woraus ich mir eine "Fanta" mixe. Da hatte ich jetzt richtig Durst drauf und ich hoffe, dass mir es etwas mehr Power für den folgenden, unangenehmen Abstieg gibt. Ich komme wirklich, für meine bescheidenen Verhältnisse und im Vergleich zum Vorjahr, recht gut voran, kann ein wenig Zeit gutmachen und erreiche den CP7 "Vergio", an dem ich letztes Jahr aufgegeben habe, eine Stunde früher. Ok. Jetzt heißt es Ruhe bewahren, eine kleine Pause machen und etwas Nahrung aufnehmen. Ein paar Getränke, etwas Melone, etwas Nudelsuppe, noch etwas Cola hinterher und dann passsiert es mal wieder. Mir wird schlecht und ich schaffe es grad noch ein paar Meter zum Waldrand, bevor die komplette, mühsam aufgenommene Verpflegung wieder ans Tageslicht kommt. Schade. Dann hätte ich auch gleich ohne Pause weiter laufen können. Die nächsten gut 50 Kilometer sind Neuland für mich. Es ist wieder mal Nacht und es bleibt mühsam. Man schleppt sich irgendwie voran. Berge rauf, Berge runter. Manchmal etwas flacher. Wie gehabt. |
Samstag, 06.06. |
Am nächsten Checkpoint, es ist mittlerweile 0:45 Uhr und arschkalt, setze ich mich kurz, da es an anderen Sitzgelegenheiten mangelt, in den Eingang eines kleinen Zeltes, welches wohl für die Crew oder auch für die Teilnehmer aufgebaut wurde. Ein Crewmitglied sieht, dass ich am Zittern bin, bietet mir eine Decke an und fragt, ob ich etwas schlafen möchte. So gefragt und gemütlich zugedeckt kann ich nicht nein sagen und bitte darum, mich in 5 Minuten wieder zu wecken. Da die 5 Minuten leider viel zu schnell rum sind, bitte ich dann aber noch einmal um 5 Minuten, die dann leider wieder zu schnell vorbei sind. Es hilft nichts. Ich schäle mich aus meiner warmen Decke und es geht weiter.
Nach ein paar Kilometern steht man wieder vor so einem blöden Berg. Die nächste schwierige Kletterpartie. Das kostet eine Unmenge an Zeit und ich muss mal überschlagen, ob ich noch einigermaßen "in der Zeit" bin. Den übernächsten CP muss ich um 9:00 Uhr verlassen haben, um nicht doch noch am Cut Off zu scheitern. Als der Berg erklommen ist, geht es zunächst auf dem Bergkamm weiter. Ganz idyllisch sieht man unten im Tal einen Bergsee und dahinter die Sonne aufgehen. Aber irgendwie habe ich da heute keinen Blick für, denn die Zeit wird knapp. Im letzten Berg habe ich zuviel davon verloren und hier nochmal scheitern wäre der absolute Supergau. Am CP10, "Bocca a Soglia", habe ich noch gute 2 Stunden Zeit, um den Cut-Off am CP11 in 3,8 Kilometer Entfernung nicht zu verpassen. Das sollte doch eigentlich zu packen sein. Oder? Die Strecke ist dann aber leider überhaupt nicht so einfach zu laufen wie von der Crew am letzten CP vorhergesagt und auch teilweise so blöd ausgezeichnet, dass ich sogar zweimal sicherheitshalber nach dem Weg fragen muss. Mit dem drohenden Aus im Nacken schaffe ich es dann noch auf dem letzten Stück, einige Reserven zu mobilisieren und erreiche noch rechtzeitig gegen 8:40 Uhr den Checkpoint. Das Gebiet um E Grotelle scheint sehr touristisch geprägt zu sein. Viele Leute sind unterwegs, was ganz ungewöhnlich im Vergleich zu den letzten 20, 30 Stunden ist. Die Crewmitglieder am Checkpoint sind total nett und versorgen mich liebevoll mit allen möglichen Dingen. Sogar eine Fußwaschung bekomme ich angeboten, die ich aus Höflichkeit nicht ablehne. Dann fragt man mich, ob ich weiterlaufen will. Was für eine Frage? Ich racker mich doch nicht bis hierhin ab, um dann aufzugeben. Um 19:00 Uhr wäre der Cut-Off in Corte. 10 Stunden Zeit. Das sollte doch zu schaffen sein? Aber je länger ich darüber nachdenke, desto berechtigter erschien mir die Frage, denn wenn ich auf den nächsten beiden Teilstücken ähnlich lahm bin wie auf den letzten beiden, wird es richtig knapp. Aber egal. Ich beschließe, egal in welcher Zeit, das Ziel in Corte zu erreichen, auch wenn ich dann kein offizieller Finisher wäre und keine Finisher-Medaille mehr bekommen sollte. Dann wäre es halt nur für mich. Die nächsten paar hundert Meter läuft man entlang der asphaltierten Zufahrtstraße nach E Grotelle. Dann geht es wieder rein ins Gelände. Ich treffe auf einige Kollegen, denen ich mich anschließe, denn gemeinsam läuft es sich, durch die gegenseitige Motivation, evtl. etwas leichter den nun folgenden 700 Meter hohen Hügel hoch. Da man dort aber normal flott hochmarschieren kann und nicht klettern muss, geht es recht zügig voran. Oben am CP "Alzu" angekommen bin ich mir dann fast sicher, dass ich nun das Ziel in Corte innerhalb des Zeitlimits erreichen werde. Nur noch knapp 13 Kilometer, fast nur noch bergab und 6 Stunden Zeit, da kann kaum mehr was schiefgehen. Irgendwann, nach einem gefühlt ewig langen Bergab-Waldlauf, überquert man den Fluss Le Tavignano, wo ein zusätzlicher Verpflegungspunkt eingerichtet ist. Aus irgendeinem Grund meine ich, dass man nun bestimmt bald im Ziel ist. Leider muss ich dann aber leicht frustriert feststellen, dass es noch längst nicht geschafft ist. Nach unendlich erscheinenden, weiteren 5-6 Kilometern am Fluss entlang, ist endlich Corte erreicht. Noch ein Stückchen durch die Stadt, auf die lange Zielgerade. Fertig. Hier im Ziel gibt es aber außer Wasser nichts. Keine weitere Verpflegung und vor allen Dingen keine Medaille. Ich finde dann aber jemanden, der mir sagt, dass es Verpflegung und wohl auch eine Medaille auf einem Platz in ca. 200 Meter Entfernung gibt. Dort angekommen, setze ich mich erst einmal vor die sehr gut ausgestattete Verpflegungstheke, wo mir nette Helfer meine Wünsche erfüllen. Als ich auf dem Stuhl vor dem Verpflegungstisch einnicke, bietet man mir an, mich doch in das ein paar Meter entfernte, mit Liegen ausgestattete Zelt, zu legen. So mache ich es und bin dann auch sofort für zwei Stunden "weg". Danach wird sich noch ein wenig weiterverpflegt, bevor ich mich langsam zurück zu meinem Campingplatz begebe, nicht ohne mir auf dem Nachhauseweg noch einen Finisher-Pastis in einer Bar zu gönnen. |
Sonntag, 07.06. |
Ich packe zusammen, fahre zur Westküste und dann Richtung Süden bis nach Bonifacio.
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Montag, 08.06. |
Weiter nach Porto-Veccio.
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Dienstag, 09.06. |
Nach einer Tour ins Landesinnere über Zonza und einer längeren Wanderung zu einem Wasserfall, zurück an die Ostküste. Nach einem kurzen Badestopp zurück zum Flughafen und dann um 22:10 Uhr zurück nach Köln und dann weiter nach Dortmund ins "Hotel-Caddy".
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