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Vorher: | Gegen 6:30 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Amsterdam/Schiphol. Um kurz nach 12:00 Uhr geht von dort unser Flug mit KLM nach Glasgow. Dort angekommen sind es nur noch knapp 300 Kilometer, einmal quer durch Schottland auf die andere Seite der Insel bis nach Inverness.
Um 20:45 Uhr, zur Halbzeit des EM Viertelfinalspiels Wales-Belgien (3:1), werde ich von Dori und Michel zum Sportzentrum "Inverness Leisure" gebracht. Hier ist morgen der Zieleinlauf und heute fährt hier um 21:30 Uhr der Bus nach Fort William ab. Dort angekommen hat man die Möglichkeit, für jeden der 6 Checkpoints Beutel mit Zeugs abzugeben. Ich habe diesbezüglich nichts vorbereitet und werde alle Dinge, die ich benötige, mitschleppen. Nach der race registration im "The Moorings Hotel" bin ich froh, dass ich im Veranstaltungshotel noch die Möglichkeit habe eine Stunde in einem fetten Sessel rumzudösen, denn ich bin leider schon jetzt ziemlich müde. |
Great Glen Ultra: |
Um kurz vor 1:00 Uhr versammeln sich knapp 100 Teilnehmer am nahegelegenen "Neptune's Staircase" und nach einer kurzen Ansprache des Veranstalters geht es pünktlich um 1:00 Uhr in der Nacht auf die 71 Meilen/114 km lange Strecke zurück nach Inverness. Es ist nicht so kühl wie es laut Vorhersage sein sollte. Die geschätzten 5 Grad sind angenehm aber das Beste ist, dass noch nicht der erwartete Dauerregen eingesetzt hat. Die Strecke folgt dem "Great Glen Way", einem Wanderweg, der sich über fast 120 Kilometer von Fort William bis nach Inverness erstreckt. Dieser ist mit meistens recht gut mit blauen Wegmarkierungen ausgeschildert, weshalb man sich eigentlich nicht verlaufen kann, wenn man aufpasst. Trotzdem passiert mir nach einigen Kilometern genau das, als es von einer Straße scharf in einen kleinen Waldweg hinein geht. Gott sei Dank werde ich aber nach ein paar zig Metern von einem Kollegen zurückgerufen.
Das Problem mit meinem rechten Bein besteht leider noch immer. Ich hoffe, dass es sich wie bei der TorTour de Ruhr nach 50 Kilometern von selbst erledigt. Nach ein paar Stunden fängt es doch leicht an zu regnen. Ich ziehe mir meine dünne, nicht regendichte Windjacke an. Bei einem kurzen Nieselregen ist das Ding ideal. Leider hört es aber nicht mehr auf zu regnen, sondern es fängt richtig an zu plästern. Als ich nach einiger Zeit komplett durchnässt bin und es deswegen schon recht kalt wird, muss ich mir wohl oder übel meine Regenjacke rausholen. So geht es durch die Nacht. Gegen acht Uhr, es hat schon einige Zeit nicht mehr geregnet und die Sonne lässt sich sogar manchmal blicken, kann oder muss ich die Regenjacke wieder ausziehen, da man nun darunter schwitzt, was auch nicht so angenehm ist. Die ersten fünf Checkpoints sind alle in einem Abstand von ca. 10 Meilen aufgebaut. Dort gibt es Wasser zum Nachfüllen und die verschiedensten Kleinigkeiten zu essen und zu trinken. Es ist immer eine schöne Überraschung, denn es ist nicht genau vorhersagbar. Einmal erwische ich eine kleine Flasche Tonic Water und ein anderes Mal eine Flasche kalten Espresso. Eine schöne Abwechslung vom Iso Einerlei. Ist die erste Hälfte der Strecke noch relativ flach, so liegen auf der zweiten Hälfte einige heftige Hügel im Weg. Schön ist, dass wenn man erstmal oben angelangt ist, man oft einen herrlichen Rundumblick und einen super Blick auf das im Tal liegende Loch Ness geniessen kann. Weniger Regen als erwartet und ab und zu sogar leichter Sonnenschein auf einer super schönen und abwechlungsreichen Laufstrecke. Fast alles perfekt. Ja wenn nicht da meine, nicht nur gefühlte, unendliche Langsamkeit wäre, bedingt durch meine dauernden Probleme im rechten Bein und dem entsprechenden Trainingsrückstand. Zusätzlich habe ich plötzlich noch ein starkes Stechen im linken Knie. Das geht garnicht. Es sind noch bestimmt 30 Meilen, aber damit werde ich es nicht bis ins Ziel schaffen. Gott sei Dank, geht es nach ein paar Kilometern wieder einigermaßen. Ich rechne schon seit einiger Zeit herum, wann ich denn in Inverness ankommen könnte. 14 oder 15 Stunden Laufzeit, eine Zeit, die ich normalerweise immer schaffen müsste, hatte ich schon zu Beginn wegen meinem Problembein abgehakt. Das Ziel war dann, mindestens nach 18 Stunden, also gegen 19:00 Uhr im Ziel zu sein. Dann hätte ich noch eine Stunde Zeit, um rechtzeitig zum EM Viertelfinalspiel Deutschland-Italien um 20:00 Uhr (Zeitverschiebung -1 Std.) zu kommen. Zunächst denke ich, dass ich das dicke schaffe. Später, nach dem Problem im Knie, ist mir das Spiel plötzlich relativ egal. Ich will nur irgendwie im Zeitlimit ankommen. Da es auf den letzten 20 Meilen dann aber wieder etwas besser läuft, erreiche ich die Stadtgrenze von Inverness sogar schon gegen 17:45 Uhr. Hinten im Tal sieht man schon das Freizeitzentrum mit dem Ziel. Schaffe ich noch die sub 17 Stunden? Ich versuche es, aber nach zehn Minuten wird klar, es ist doch noch etwas zu weit weg. 400 Meter vor dem Ziel muss noch eine zweispurige, recht stark befahrene Straße überquert werden. Eine Helferin motiviert hier noch einmal die Ankommenden und bittet um Vorsicht bei der Überquerung der Straße. Leider schaue ich beim Überqueren zunächst nach links, also bei Linksverkehr in die falsche Richtung, und werde so kurz vor dem Ziel beinahe noch von einen Auto erwischt. Das war haarscharf. So erreiche ich wenig später dann aber doch den Sportplatz. Noch zweihundert Meter. Im Ziel nach 17 Stunden und 8 Minuten und noch fast zwei Stunden Zeit bis zum Anpfiff. Ich erhalte eine Tüte mit einigen schönen Geschenken und dann mache ich mich schnell auf den Weg in unsere, höchstens ein Kilometer entfernte Unterkunft. Zum Viertelfinale (GER-ITA, 7:6 n.E.) schaffen wir es dann alle rechtzeitig in einen Pub in Inverness. |
Nachher: | Um 10:00 Uhr ist in der Turnhalle des Inverness Leisure die Price Giving Veranstaltung. Jeder Finisher wird persönlich aufgerufen und erhält sein Finisher Präsent, ein Whisky Glas und keine kleine Flasche Single Malt Whisky. Danach werden noch einige weitere Leute aufgerufen die alle irgendetwas "Besonderes" während des Rennens getan oder gelassen haben. Ich bekomme fast nicht mit, dass man auch mich aufruft als denjenigen, der im Football Shirt das Rennen gelaufen ist. Dafür darf ich mir dann noch ein Geschenk vom Grabbeltisch aussuchen. Eine nette Überraschung. Nach einer Stunde ist alles vorbei und wir beginnen unsere Schottland Rundtour. |