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09.08.2017 | Da sich der Abflug aus Dortmund nach London Stanstead um 15 Minuten verzögert, muss ich mich nach der Ankunft noch ein wenig mehr beeilen um meinen, für knapp 2 Pfund vorgebuchten Bus nach London nicht zu verpassen. Trotz längerer Warterei an der Passkontrolle, erreiche ich den Bus rechtzeitig. Ich vermute, dass der übliche Stau auf der Autobahn bei der Fahrzeit einkalkuliert wird, denn der Bus erreicht überpunklich die Victoria Coach Station in London, sodass es auch keine Probleme mit meinem Anschlussbus nach Swindon gibt. Zwei Stunden später ist Swindon erreicht. Ich gehe zunächst zum Bahnhof, um mir meine Fahrkarte für morgen zu kaufen und danach in meine 15 Gehminuten entfernte Airbnb Unterkunft. |
Link: | Cotswold Ultra |
10.08.2017 |
Nach einem kurzen Fußmarsch zum Bahnhof, fahre ich um 6:40 Uhr in das nur 12 Minuten Fahrzeit entfernte Kemble.
Die Startnummernausgabe zur Thames Challenge 2017, bzw. zum Cotswold Ultra, ist auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof in Kemble. Insgesamt nur 9 Leute wollen heute die 44,5 Meilen in Angriff nehmen, wovon nur 5 Teilnehmer die ganzen 4 Etappen bis nach London laufen wollen, also für die komplette Thames Challenge gemeldet sind. 8 angemeldete Teilnehmer, davon 4 für die Thames Challenge, sind erst gar nicht erschienen (DNS). Das kann ich allein schon deshalb nicht verstehen, weil heute schönster Sonnenschein ist, und das bei recht moderaten Temperaturen von höchstens 20 Grad. Der Start ist um 8:00 Uhr auf einer 150 Meter entfernten Wiese. Es geht es zunächst ca. 2 Kilometer zur eigentlichen Themsequelle, bevor es den gleichen Weg wieder zurück und dann in Richtung London geht. Schnell teilt sich das Feld in zwei Gruppen, wobei ich gut mit der schnelleren 4er Gruppe mithalten kann. Nach 10 Kilometern ist man sich unschlüssig, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Nachdem ich den Weg auf dem GPS-Gerät kontrolliert habe, folgen mir die anderen Teilnehmer, was sich ein paar hundert Meter später allerdings als Fehler herausstellt. Das Gerät hatte etwas Falsches angezeigt oder ich habe das Gerät falsch bedient oder die Anzeige falsch interpretiert, was auch immer. Den Weg also wieder zurück. Das waren 1,5 doofe, zusätzliche Kilometer. Nach 16 Kilometern dann der 1. Checkpoint. Es stellt sich heraus, dass durch den Verlaufer die hintere Gruppe nun noch einige Minuten vor uns ist. Kurze Zeit später ist sie eingeholt und die ursprüngliche Reihenfolge ist wieder hergestellt. Ein paar Kilometer weiter lassen es meine Kollegen aus der "Führungsgruppe" ein wenig langsamer angehen, weshalb ich mich in der Folge so absetzen kann, dass ich auch an Stellen, an denen ich zwei- oder dreihundert Meter zurückblicken kann, niemanden mehr erkenne. Bei Kilometer 23, im Städtchen Cricklade, verliere ich dann aber leider etwas die Orientierung. Auf der Suche nach dem richtigen Weg lasse ich einiges an Zeit liegen und bin deswegen auch etwas "angedingst". Allerdings sind es ja noch ca. 270 Kilometer, auf denen noch viel passieren kann. Nach der Herumirrerei in Cricklade, liege ich nun auf dem 3. Platz, wobei ich nach dem 2. Checkpoint einen gehenden Kollegen wieder überholen kann. Checkpoints, an denen man seine Wasservorräte auffüllen kann, sind ca. alle 16-20 Kilometer aufgebaut. Zusätzlich gibt es dort auch immer Cola und ein Orangengetränk zu trinken. Weiterhin gibt es meistens auch einige Kleinigkeiten wie Nüsse, Gummis, Schokoriegel und manchmal leckere Weißbrotstullen mit Käse oder Marmelade. Die Strecke ist nicht ganz so einfach zu laufen, wie ich gedacht hatte. Der Weg führt oft über recht unebene Wiesen oder schmale Pfade, teilweise mit in den Weg ragenden Disteln oder Brennesseln. Dazu kommen die zig "Kissing Gates" in den verschiedensten Varianten zwischen den einzelnen Gründstücken, an denen man jeweils immer stoppen und danach wieder mühsam anlaufen muss. Das zehrt an den Kräften, was sicherlich auch ein Grund dafür ist, dass ich bei Kilometer 50 nicht mehr so gut drauf bin, um es mal vorsichtig auszudrücken. Bei Kilometer 55 brennen meine Oberschenkel so stark, dass ich eigentlich erstmal eine 20 minütige Pause bräuchte, um dann langsam wieder weitergehen zu können. Es erinnert mich an meinen, nicht so tollen, Zieleinlauf in Mannheim vor ein paar Wochen, als es mir auch ziemlich dreckig ging und ich erst einige Zeit später aus dem Zielbereich zur Dusche wanken konnte. Hier und heute kann und will ich mir das aber nicht erlauben und schleppe mich unter Schmerzen weiter, wobei ich aber auch immer daran denke, dass ich für die nächsten Tage noch etwas Kraft aufheben sollte. Manchmal versperrt einiges an Viehzeug den Laufweg, das dann aber immer bereitwillig Platz macht, sobald man sich nähert. 5 Kilometer vor dem Ziel werde ich dann noch auf einer Wiese von einem Kollegen überholt, der im Moment wieder deutlich besser drauf ist. Mein ursprüngliches Ziel für heute, unter 8 Stunden zu bleiben, habe ich ja schon seit einiger Zeit geknickt und ich bin mir auch schon fast sicher, dass ich sogar die 9-Stunden Marke verfehlen werde. Als ich dann aber in ein paar hundert Meter Entfernung endlich das Ziel sehe, packt mich nochmal der Ehrgeiz und ich kann den heutigen Cotswold Ultra dann zumindest in 8:58 Stunden beenden. Immerhin. Meine beiden Thames Challenge Kollegen sind am Ende nur ca. 20, bzw. 10 Minuten vor mir ins Ziel gelaufen. Eine solche Zeit hätte eigentlich auch für mich locker drin sein sollen. Jetzt muss man erst einmal sehen, was das am Ende für die Gesamtwertung bedeutet. 8:58 Stunden für nur knapp 72 Kilometer sind zwar nicht so berauschend, aber dann auch irgendwie egal. Ich bekomme sogar eine Trophäe für den besten Veteran (über 55 Jahre) überreicht. Wichtig ist nun nur, dass ich für morgen wieder fit werde. Das Ziel ist auf einer Wiese, direkt neben der Themse, an einem Hotel mit Pub. Einige Teilnehmer haben hier ein Zimmer gebucht. Ich dagegen habe für die drei Nächte nur die Zeltübernachtung genommen, bekomme aber die Möglichkeit, in einem Hotelzimmer zu duschen. Als ich das schöne Zimmer mit dem bequemen Bett sehe denke ich mir, dass das jetzt auch nicht so schlecht für mich wäre. Na ja, was soll's. Dieser Luxus wird ja vollkommen überbewertet. Nachdem ich meine Luftmatratze aufgepumpt habe, geht es in den Pub für einige Getränke und ein ordentliches Abendessen. |
Link: | Oxford Ultra |
11.08.2017 |
Gestern konnte ich Race Director Steve davon überzeugen, dass es ok ist, wenn ich mit der frühen Startgruppe um 7:00 Uhr starte, da ich für die 105 Kilometer heute mit mindestens 14 Stunden rechne. Nach einem idyllischen Frühstück an der Themse, geht es mit 3 oder 4 anderen Teilnehmern auf die Strecke.
Das Wetter ist wieder top. Da es mir auch wieder gut geht, freue ich mich einerseits auf die schöne Landschaft, die mich heute wieder erwartet, aber vor allen Dingen darauf, heute Abend irgendwann im Ziel zu sein. Schon nach 3-4 Stunden werde ich vom Führenden und von der Zweitplatzierten aus der 8-Uhr-Startgruppe überholt. Schon so früh? OK, die sind ja auch gestern noch nicht gelaufen und entsprechend ausgeruht. Eine Stunde nach der anderen wird abgespult. Nach 8 Stunden habe ich ca. 63 Kilometer hinter mich gebracht. Nun ist NUR noch ein Marathon. Ich habe beschlossen, mich so ein wenig aufzubauen. In meiner derzeitigen Verfassung werde ich dafür aber leider mindestens noch 6 Stunden benötigen, womit ich allerdings zufrieden wäre. Wie schon gestern, gibt es wieder zig Kissing Gates zu "überwinden" und einige Male die Themse an Schleusen zu queren. Die Kissing Gates nerven oft, aber die Schleusen sind meist eine schöne Abwechslung. Nach 9 Stunden bin ich erst bei Kilometer 68 angelangt. Das ist nicht gut. 5 Kilometer weniger als gestern. 14 Stunden, das wird wohl nichts mehr. Vor einigen Wochen bin ich doch noch die 100km auf dem Rennsteig in 11:11 Stunden gelaufen. Und heute? Ich bin ein wenig deprimiert. Am frühen Abend fängt es an zu regnen. Vorsichtshalber ziehe ich mir mal meine Windjacke drüber, dann habe ich sie wenigstens nicht umsonst mitgeschleppt. Als die Jacke komplett durchnässt ist, hört es wieder auf zu regnen. Das hat sich gelohnt. Das Teil hat mich einigermaßen trocken gehalten und bei nun sinkenden Temperaturen, fange ich nicht an zu frieren. Die 14 Stunden kann ich mittlerweile sicher knicken. Sub 15 Stunden sind nun das Ziel. Als es dunkel wird, lasse ich meine Ministirnlampe im Rucksack und begnüge mich mit der Lampe an meinem Handy. Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass ich keine Lampe mehr benötigen würde, aber na ja. Das ist nun auch egal. Die letzten Kilometer in der Dunkelheit ziehen sich mal wieder wie Kaugummi, sodass auch schon bald die 14:30 Stunden nicht mehr zu schaffen sind und ich erst kurz vor "Toresschluss", nach 14:56 Stunden, das Ziel im kleinen Örtchen Hurley erreiche. 4. des Oxford Ultra und Vet-Champion, das geht ja eigentlich noch. Das ich heute der einzige Veteran am Start war, kann ich ja auch nicht ändern 😉. Dem 1. und 2. von gestern ist es nicht so gut ergangen. Der Zweite ist heute schon nicht mehr angetreten und der 1. ist erst 1:15 Stunden nach mir angekommen, womit ich schon die Gesamtführung übernehmen konnte. Das hätte ich jetzt wirklich nicht erwartet. Ich werde von Steve, dem Organisator und Race Director, in Empfang genommen und mit dem Auto in die Privatunterkunft für heute Nacht gefahren, da es mit dem ursprünglich geplanten Übernachtungsplatz irgendein Problem gab. Die nach und nach eintreffenden Kollegen werden dort von den netten Eigentümern liebevoll bekocht und versorgt. Ich nehme, mit zwei weiteren Kollegen das Angebot an, meine Luftmatraze im Wohnzimmer aufzuschlagen. Dann können zumindest mal meine nassen Sachen trocknen. |
Link: | Windsor Ultra |
12.08.2017 |
Die Schuhe sind leider immer noch klatschnass. Das sollte aber kein Problem sein, da sie, bei dem wieder mal schönen Wetter, sicher schon nach kurzer Zeit trocken gelaufen sein werden.
9 Starter machen sich um 8:00 Uhr auf den Weg. Am 1. Checkpoint erfahre ich, dass auch der neben mir letzte noch verbliebene Teilnehmer der Thames Challenge ausgestiegen ist. Zwei weitere sind schon heute morgen erst gar nicht zur 3. Etappe angetreten. Damit habe ich ja schon gewonnen! Denn ich bin mir sicher, dass ich das hier zu ende laufen kann und werde. Obwohl es mir für die Kollegen auch leid tut, verbessert sich duch die Info meine Stimmungslage deutlich.
Auch heute gibt es wieder einige interessante Sehenswürdigkeiten und schöne Gegenden weg zu glotzen. Eines der Highlights ist sicherlich auch der Lauf durch Eton mit Blick auf Windsor Castle und vielen Touristen. Das heutige Ziel ist wieder direkt an der Themse, am Vereinshaus eines Kanuvereins (Albany Canoe and Sailing Centre) in der Stadt "Kingston upon Thames". Nach der Überreichung der schönen Medaille und der Vet-Champion Trophäe für den Windsor-Ultra, gilt es mal wieder die Luftmatratze aufzupumpen und sich dann für die morgige, letzte Etappe vorzubereiten. In der ersten Etage des Vereinsgebäudes ist ein schöner Vereinsraum mit kleiner Küche, in dem man bei der Fernsehübertragung der Leichtathletik-WM aus London gut abhängen kann. Leider ist heute mein linker Fuß ein wenig dick geworden, sodass ich mich im Moment nur noch humpelnd fortbewegen kann. Die paar Kilometer morgen sollten aber keine Probleme bereiten, denke ich. |
Link: | Richmond Ultra |
13.08.2017 |
Die letzte Etappe der Thames Challenge: The Richmond Ultra. "Lockere" 45 Kilometer mit einem dicken Fuß, von "Kingston upon Thames" bis und durch London, bis hinter die "Thames Barrier" stehen auf dem Programm. Vor dem Start wird noch kurz offiziell verkündet, dass ich der letzte Teilnehmer der Thames Challenge bin. Etwas zuviel der Ehre, da ich ja lediglich durchgehalten habe, aber nicht besonders schnell war. Aber nett ist es trotzdem. Mein dicker Fuß bereitet kaum Probleme. Ich will versuchen, mit meiner Thames Challenge Gesamtzeit wenigstens unter 40 Stunden zu bleiben. Dazu dürfte ich aber heute nicht viel länger als 6 Stunden gebrauchen, was bestimmt schwer genug wird.
Es geht vorbei an unzähligen Brücken, quer durch London. Durch das wieder hervorragende Wetter sind vermutlich auch besonders viele Touristen unterwegs, die sich bestimmt hier und da wundern, warum da so ein Mensch mit Startnummer und Fußballtrikot an den Sehenswürdigkeiten der Stadt "vorbeihetzt". Mehrere Male muss ich auf Nachfrage Auskunft geben was das hier soll, bzw. wo ich herkomme und wo ich hin muss, was oftmals ungläubiges Staunen auslöst. Ein paar Meilen vor dem Ziel, wird noch einmal die Laufseite der Themse gewechselt. Diesmal geht es aber nicht drüber, sondern drunter her, durch einen schmalen Fußgängertunnel. Auch interessant. Auf der anderen Seite angekommen, geht es schnell an der "Cutty Sark" vorbei, denn nun sind es wirklich nur noch ein paar Kilometer und ich will fertig werden. Endlich sehe ich die "Thames Barrier", es sind nur noch wenige hundert Meter. Dann der Zieleinlauf. Ich bekomme die 4. Medaille und zwei fette Pokale überreicht. Einen für den Vet-Champion und einen für den Thames Challenge Champion (ohne Vet 😉). Ein netter Helfer bringt mich zum nächsten Bahnhof, von wo ich mit dem Zug zur nächsten U-Bahn Haltestelle fahren kann. Dann nur noch einige Haltestellen mit der Tube bis zur "Victoria Station", von wo es nur noch 15 Minuten Fußweg bis zu meinem Hostel sind. Dort genehmige ich mir erstmal ein paar Guinness, auf die ich mich schon seit Tagen gefreut hatte. Am Abend dann noch ein kleiner Regenerationsspaziergang durch die Stadtteile South Kensington und Chelsea. |
14.08.2017 | Um 9:00 Uhr fährt mein Bus in knapp zwei Stunden zurück nach London Stanstead. Gegen 13:45 Uhr, mit 45 Minuten Verspätung, Rückflug nach Dortmund. |
Fotos by www.ultrarunningltd.co.uk
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