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Gegen 14:00 Uhr mache ich mich mit dem Auto auf den Weg nach Amsterdam.
Abflug
von Schiphol um 19:50 Uhr.
Ankunft
am John Lennon Airport in Liverpool um 20:10 Uhr (-1 Std.). Für 2,30£ geht es dann um 20:34 Uhr mit einem Doppeldeckerbus (Linie 500) die City. Mein Hotel liegt mitten im Liverpooler Kneipenviertel. Nach dem Einchecken erkunde ich noch die Gegend und genehmige mir als letzte Stärkung eine große Portion Fish & Chips. Aus vielen Pubs und Bars ertönt Live Musik und im ganzen Viertel ist mega Feierstimmung. Das ist ziemlich schade, da ich da heute leider nicht mitmachen kann.
Der zusätzliche Gag ist, dass mein kleines Zimmer mit recht dünnen Wänden leider direkt neben, bzw. über einem Karaoke-Pub liegt. Bis 0:00 Uhr habe ich so praktisch keine Möglichkeit ein Auge zuzutun. Die Vorbereitung ist schon mal super, aber daran wird es schon nicht scheitern.
4:30 Uhr aufstehen. Noch recht müde latsche ich um 5:00 Uhr zum ca. zwei Kilometer entfernten Start. Auf dem Weg gönne ich mir eine Laugenstange zum Frühstück. Auf halben Weg fängt es an, recht stark zu regnen. Na, das hat mir grad noch gefehlt. So ein Mist. Aber wenige Minuten später hört es schon wieder auf und ich hoffe einfach nur, dass das auch so bleibt. Nach den Formalitäten und einem Becher Kaffee geht es pünktlich um 6:00 Uhr los. Nach einer halben Meile ist der Leeds & Liverpool Canal erreicht. Recht gemächlich geht weiter. Nach 4:40 Stunden ist der erste Marathon geschafft, obwohl ich mich an den ersten beiden Checkpoints bis hierhin kaum aufgehalten habe. Das ist so auf dem Level vom GUCR und KACR, also alles im grünen Bereich. Denke ich jetzt noch, dass ich recht lahm bin, werde ich mich in 20 Stunden nach dieser "Megageschwindigkeit" zurücksehnen, das ist klar. Irgendwie unspektakulär geht es weiter, denn anders als beim KACR, klatsche ich nicht hin. Aber über die schöne Gegend und die vielen Sehnenswürdigkeiten kann man sich freuen. Und alles bei bestem Wetter. Manchmal ein paar schattenspendende Wolken, aber kein Regen in Sicht, bei angenehmen Temperaturen bis vielleicht 25 Grad. Gegen Mittag geht es am Stadion von "Wigan Athletic" aus der 2. englischen Liga vorbei. Schon einige Fans sind auf dem Weg und auch die Polizei hat schon zwei Trucks mit Zellen hingestellt, denn um 15:00 Uhr spielt Wigan gegen Burnley (und bekommen mit 1:5 eine Klatsche). Kilometerfressen ist angesagt, aber leider werden die Beine schon müder. Bald habe ich mir einen 2-3 Stunden "Vorsprung" auf den Cut-Off herausgearbeitet. Das beruhigt schon ein wenig und obwohl ich weiß, dass ich noch zig Stunden unterwegs sein werde, bin ich mir schon früh recht sicher, dass ich vermutlich den "Vorsprung" bis ins Ziel "verteidigen" kann. Nach 40 Stunden ist morgen um 22:00 Uhr der Cut-Off. Das sollte doch eigentlich kein Problem sein. 18:00 Uhr setze ich mir als Ziel, denn dann bleibt noch genügend Zeit für einen Pubbesuch oder für unvorhergesehene Schwächephasen. Manchmal bedauere ich es, dass ich mich so abhetzen muss. Gegen Abend, ich bin schon ziemlich schlapp, eine total idyllisch gelegene Bank am Kanal in der Abendsonne. Ich kann nicht anders. Da muss ich mich jetzt mal kurz hinsetzen und für eine Minute rumchillen und so tun, als ob ich viel Zeit hätte. Leider ist die Minute viel zu schell rum. Ich muss weiter. Die Nacht bricht an. So grad noch im Hellen, um 20:34 Uhr, erreiche ich den "Half Way" Point des Leeds & Liverpool Canal bei Meile 63 1/2. Es wird kühler und gegen 22:30 Uhr, am CP5 bei Meile 70,6, ziehe ich mir was Warmes über. Zumindest scheint es trocken zu bleiben, im Gegensatz zum KACR vor fünf Wochen. Wenige Meter nach dem Verlassen des CP6 bei Meile 84.1 um 3:30 Uhr, wird mir plötzlich mulmig in der Magengegend. Die ganze mühsam zugeführte Flüssigkeit will offensichtlich heraus und schafft es dann auch wenige Sekunden später mit Leichtigkeit. Eigentlich schade, aber nun geht es mir besser. Weiter geht es durch die Nacht. Die Müdigkeit wird immer stärker. Gegen 4:00 Uhr muss ich wieder eine Pause einlegen. 10 Minuten auf einer Bank ein wenig einnickern, das muss reichen. Langsam wird es hell und ganz wichtig, es wird wärmer. Das Gröbste scheint überstanden, jedenfalls versuche ich mir das einzureden. Spätestens, wenn es heute wieder dunkel wird, werde ich im Ziel sein. Die Stimmung steigt. Am Nachmittag ändert sich die normale Müdigkeit mal wieder in eine totale Müdigkeit. Ich brauche sofort und unbedingt ein Plätzchen zum Pennen. Da keine Bank in der Nähe ist, lege ich mich einfach auf ein kleines Rasenstück zwischen Kanal und Weg und stelle den Handywecker auf 10 Minuten ein. Ein paar Leuten, die vorbei gehen und fragen ob es mir gut geht, kann ich grad noch sagen, dass ich nur kurz schlafen muss. Dann bin ich für 3-4 Minuten weg, bevor der Wecker "klingelt" und ich mich wohl oder übel wieder auf den Weg machen muss. Ich bin ja wieder "unsupported", also ohne eigene Crew unterwegs. D.h., ich kann Verpflegung an den offiziellen Checkpoints erhalten und mein Gepäck wird von der Veranstalter-Crew von Checkpoint zu Checkpoint transportiert. Trifft man dann zwischendurch irgendwo auf die Crew eines "supported" Kollegen, fragen die immer nett, ob man etwas benötigt. Ich sage immer, dass ich alles habe und nichts benötige. Nur ca. 20 Meilen vor dem Ziel komme ich mit einem Supporterteam von zwei anderen Läufern ins "Quasseln", wohl auch, um etwas Abwechslung zu bekommen. Ich frage, ob sie auch etwas Sparkling Wasser haben, denn das ist das, was ich ein wenig vermisse. Nein. Haben sie natürlich nicht, denn das ist hier in England, anders als in Deutschland, nicht so verbreitet. Als ich dann einige Zeit später erneut an ihnen vorbeilaufe, haben sie eine Flasche für mich besorgt und in der Folge werde ich mehrmals von ihnen mit leckerem, kohlensäurehaltigem Wasser versorgt. Total nett, und das zeigt auch die besondere Stimmung hier bei den Canalläufen. Nach dem Zieleinlauf fällt mir ein großer Stein vom Herzen. Das (letzte?) große Ziel, der Canalslam, ist geschafft. Wegen der Corona-Reisebeschränkungen im letzten und den Flugausfällen in diesem Jahr, war das nicht so einfach. Nach dem Erhalt der wieder mega fetten Medaille, bekomme ich auch sogleich ein Guinness überreicht. Beim letzten Mal hatte ich mich mit Dick, dem "Erfinder" des GUCR und "Gesicht" der Canalrace Veranstaltungen darüber unterhalten, dass es eigentlich beim GUCR und KACR mein Ziel war, nach den Läufen in einem Pub ein Guinness zu trinken. Leider war ich dann aber immer so spät dran, dass nichts mehr geöffnet hatte. Daraufhin wurden dann speziell für mich, für den heutigen Zieleinlauf, ein paar Dosen besorgt. Das ist ja mal ein super Service. Auch ansonsten ist der Support im Ziel mal wieder mega. Man bietet mir sofort alles Mögliche zum Essen und Trinken an, aber außer Guinness bekomme ich im Moment nichts durch den Hals, obwohl ich zwei Tage so gut wie nichts gegessen habe. Dann entdecke ich auf dem Verpflegungstisch einen fetten Microwellen-Burger und verspüre umgehend einen mächtigen Hunger darauf. Umgehend wird er mir zubereitet. Richtig lecker das Teil. Irgendwann mache ich mich auf den Weg in mein, nur wenige 100 Yards entferntes, Hostel. Nun noch schnell duschen, bevor es für ein weiteres Post-Race-Meal in einen nahe gelegenen Pub geht. Am anderen Tag ist leider keine Zeit für ein geruhsames Frühstück, aber glücklicherweise ist die Bushaltestelle für den Flughafenbus von meinem Hostel nur ein paar Minuten entfernt. Um 7:10 Uhr geht es mit dem "A1 Flyer", für 4 £ in knapp 30 Minuten zum Leeds-Bradford Airport. Abflug um 10:10 Uhr. Ankunft in Amsterdam um 12:10 Uhr (+1 Std.) und gegen 16:00 Uhr in Osnabrück. Das war der Wochenendausflug zum LLCR und der erfolgreiche Abschluss des Canalslam 2022. |
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