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"Leider" sehe ich am 8.7.2012 in der Sportschau einen Bericht über den Ironman Germany in Frankfurt. Dadurch werde ich daran erinnert, dass ich mir ja mal vorgenommen hatte, einmal einen Triathlon über die Ironman Distanz zu absolvieren. Da dieser Termin aber immer mit dem Badwater Ultra kollidierte, kam ich bisher nicht in die Verlegenheit, mein mir gegebenes Versprechen auch in die Tat umsetzen zu müssen. Da aber in neun Tagen auch der Badwater Ultra Geschichte sein würde, gab es nun eigentlich keine Ausreden mehr. Laut Homepage sollte am 9.7. das Online Anmeldeportal nochmal freigeschaltet werden.
Ich gehe also einen Tag später auf die Homepage und gebe mal spaßeshalber meine Daten in das Anmeldeformular ein. Die Frage ist, will ich mir das wirklich antun? Eigentlich nicht. Ich kann weder vernünftig schnell schwimmen noch radfahren. Aber versprochen ist versprochen oder abgemacht ist abgemacht. Auch wenn es nur mit sich selber ist. Ich drücke den Anmeldebutton. Da habe ich mir mal wieder richtig was eingebrockt ... | |
02.03.2013: | Nachdem ich nun seit einigen Monaten fast jeden Samstag zwischen 7:00 und 9:00 Uhr meine Bahnen im Nettebad gezogen habe, habe ich langsam das Gefühl, dass ich ein klein wenig schneller geworden bin. Jetzt bin ich nicht mehr ultralangsam sondern nur noch ziemlich langsam. Zum ersten Mal seit Ende Oktober setze ich mich dann am Nachmittag mal wieder auf das Rad, denn die Zeit rennt mir davon. Nach den 62,5 Kilometern bin ich etwas deprimiert, da ich noch nicht weiß, wie ich in vier Monaten 180 Kilometer innerhalb des Zeitlimits schaffen soll. |
09.06.2013: | Bevor es in vier Wochen ernst wird, muss ich testweise auch einmal an einem richtigen Radrennen teilnehmen. In Berlin, beim "Garmin Velothon", kann ich bei guten äußeren Bedingungen die 113,7 km (beim 120 km Rennen!?) in 3:26:39 absolvieren. Das ist deutlich schneller als ich erwarten konnte. Nun bin ich mir fast sicher, dass ich in Frankfurt das Radrennen überstehen werde. |
22.06.2013: | Zwei Wochen vor dem großen Tag hat man die Möglichkeit im Langener Waldsee die 3,8 Kilometer Strecke abzuschwimmen. Da ich bisher noch niemals in einem See eine Strecke von ca. mehr als 100 Meter am Stück geschwommen bin, wäre es ziemlich wichtig, es vorher mal zu probieren. Und so machen wir auf unserer jährlichen Guzzitour einen Abstecher zum Waldsee. Als die 200-300 Testschwimmer loshetzen, geht es sofort ordentlich zur Sache. Obwohl ich mich ziemlich weit hinten anstelle, bekommt man sofort jede Menge Arme und Beine ab, wird untergetunkt und ist sofort bedient. Das wäre aber noch nicht so schlimm, würde meine Schwimmbrille nicht ständig beschlagen. Ich sehe fast nichts. Keine Orientierung. Ständig muss ich anhalten, die Schwimmbrille abnehmen und mich neu orientieren. Das Schwimmen selber klappt ansonsten ganz gut. Wohl auch, weil ich nach einem Kilometer der Letzte bin, ich viel Platz habe und mir keiner seine Gliedmaßen in den Körper rammen kann. Nach zwei Stunden und 6 Minuten steige ich aus dem Wasser. Im Grunde gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass ich fast blind geschwommen bin. Der Test heute war ganz wichtig. Das Brillenproblem muss ich aber unbedingt noch lösen. |
06.07.2013: | Nach der Ankunft in Frankfurt und Abholung der Startunterlagen im "Römer", fahren wir zum Langener Waldsee. Dort muss heute schon das Fahrrad und die zwei Wechselbeutel für den Wechsel auf die Radstrecke und den Wechsel auf die Laufstrecke abgegeben werden. Dabei wird sogar der Fahrradhelm auf Funktionstüchtigkeit überprüft. Da wir heute bei Beate und Thomas in Langen übernachten werden, haben wir es danach auch nicht mehr weit. |
07.07.2013: |
Um halb vier stehe ich auf und mache mir ein kleines Frühstück. Um fünf fahre ich dann mit Dori zum 15 Minuten entfernten Langener Waldsee. Jetzt habe ich noch genug Zeit um meine Sachen zu ordnen und die Dinge zu erledigen, die erledigt werden müssen.
Swim: (3,8 km) Zehn Minuten vor dem Start stehen immer noch einige hundert Leute am Ufer und machen kaum den Eindruck, dass sie sich bald in den See Richtung Startlinie begeben wollen. Dann gehe ich eben rein und stelle mich eben nicht, wie eigentlich beabsichtigt, ganz hinten an. Als um 7:00 Uhr der Startschuss fällt, geht es eigentlich ganz gesittet zu. Ich kann sofort, ohne dass ich übermäßig viele Arme und Beine in den Leib gerammt bekomme, losschwimmen. Die erste Runde kann ich dann auch ganz gut absolvieren, obwohl mir jetzt schon auffällt, dass ich so langsam aber sicher an das Ende durchgereicht werde. Nach einem kurzen Landgang geht es zur zweiten Runde in den See. Meine Schwimmbrille ist immer noch dicht und nicht beschlagen, das Anti-Fog Mittel hat offensichtlich gewirkt. Als die zweite Runde zur Hälfte geschafft ist, bekomme ich plötzlich aus dem Nichts einen Krampf in beiden Waden. So ein Mist. Sollte das Rennen schon nach drei Kilometern zu Ende sein? Ich versuche die Beine irgendwie zu strecken. Lege mich auf den Rücken. Es funktioniert nicht. Eine Begleiterin auf einem Surfboard fragt, ob alles in Ordnung ist. Ich sage ja und meine nein. Ich werde mich hier nicht aus dem Wasser ziehen lassen. Eher saufe ich ab. Nach ein paar Minuten wird es etwas besser, habe aber permanent das Gefühl, dass es jeden Augenblick wieder losgehen könnte. Ca. 400 Meter vor dem Ziel noch ein Krampf in der rechten Wade, der sich diesmal aber etwas schneller löst. Schon jetzt frage ich mich, wie ich mit solchen Beinen gleich noch 180 km rumradeln soll. Und vom Läufchen danach ganz zu schweigen. Mit der Zeit von 1:47 bin ich sehr zufrieden, besonders nach den Krämpfen auf dem letzten Stück. Wo vorher noch fast 3000 Fahrräder dicht an dicht standen, steht mein Fahrrad nun recht einsam rum. Das ist mir aber egal. Nach zwei Stunden gehe ich auf die Fahrradstrecke und liege damit genau in meinem Plan. Bike: (180 km) Nachdem ich mich auf mein Tschibo Rennrad geschwungen habe, geht es über die einseitig abgesperrte, zweispurige B44 in Richtung Frankfurt. Nach 13,4 Kilometern ist der Römerberg erreicht. Hier beginnt der Loop, der nun zweimal gefahren werden muss. Obwohl es nun schon schön warm geworden ist, geht es gut voran. Ich spüre deutlich meine Krampfbeine, habe aber nicht das Gefühl, dass es mich entscheident behindert. Als ich gerade meine ersten 42 Radkilometer absolviert habe, werde ich vom Führenden und Vorjahressieger Marino Vanhoenacker überrundet. Der hat jetzt schon ca. 83 Kilometer Vorsprung. Das kann ich bestimmt nicht mehr aufholen :-). Ein paar Minuten später schießen die Folgenden an mir vorbei. Es ist schon interessant zu sehen, in welchem Tempo die Cracks hier unterwegs sind. Die drei starken Steigungen pro Runde sind wider Erwarten kein Problem. In den Ortschaften an der Strecke stehen oder sitzen viele Leute und machen viel Stimmung. In diesem Sinne berüchtigt ist die letzte Steigung der Runde in Bad Vilbel. Auf mehreren hundert Metern bilden die Zuschauer ein höchstens zwei Meter breites Spalier und verbreiten Tour de France Feeling. Oben am Hügel ist es dann fast schon geschafft, denn es geht nur noch ein paar Kilometer bergab zurück nach Frankfurt. Die erste Runde lief eigentlich ganz gut. Also auf geht's in die zweite Runde. Nun wird mir allerdings wirklich klar, was schon seit einem Jahr klar war. Ich muss noch eine Runde fahren. Die Kraft lässt nach, es ist Mittagszeit, die Temperaturen gehen gegen 30° und der Wind weht jetzt, zumindest gefühlsmäßig, immer stärker und immer von vorne. Es ist nun richtig, richtig mühsam. Kilometer um Kilometer quäle ich mich vorwärts. Die Verpflegung an den Verpflegungspunkten klappt immer super. Man braucht nicht anhalten sondern kann sich im vorbeifahren ein oder zwei Trinkflaschen mit Wasser oder Iso grapschen. Nach einigen zig Kilometern auf der zweiten Runde ist die größte Schwächeperiode überwunden und ich kann des Öfteren andere Kollegen überholen. In Bad Vilbel ist das Stimmungsnest leider schon abgebaut. Am Ende der zweiten Radrunde wird das Rad von einem Helfer in Empfang genommen. Ich suche meinen roten Wechselbeutel und gehe in das Wechselzelt. Run: (42,2 km) Vermutlich zum letzten Mal in meinem Leben ziehe ich die Radklamotten aus. Rein in die FC Bayern Sachen und weiter. Ich habe nun noch fast sechs Stunden Zeit. Das schaffe ich ganz bequem. Vier Runden geht es am Mainufer rauf und runter. Das ist nach neun Stunden rumgeschwimme und rumgefahre ziemlich doof. Da es immer noch ein wunderbarer Sommertag mit wohl an die 30° ist, sind viele freundliche Leute unterwegs, liegen picknickend und/oder Party machend auf den angrenzenden Wiesen und feuern die Läufer (und Bayern Fans) an. Als ich die erste Runde nach 1:03 Stunden beende merke ich schon , dass ich das Tempo kaum durchhalten werde. Die Zweite mit 1:11 und die Dritte mit 1:15 incl. Dixipäuschen werden dann auch wie erwartet deutlich schwieriger. Mit dem Ziel, unter 14 Stunden zu bleiben, gehe ich dann locker auf die letzte Runde, da das nun in jedem Fall zu schaffen sein sollte. Am Ende dieser Runde läuft man dann nicht mehr geradeaus sondern rechts in den engen, mit Tribünen gesäumten, Zielkanal. Laute Techno Musik dröhnt aus den Lautsprechern, die Zuschauer klatschen, der Sprecher sagt einen an und dann ist das Ziel erreicht. "Michael, you are an Ironman!", tönt es aus dem Lautsprecher. Endlich! Geschafft! Damit ist meine kurze Triathlon Karriere beendet. |
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