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Vorbereitung | 21.07.: Nicht einmal vier Wochen vor dem Start bin ich bei einem Läufchen einen kurzen Moment etwas unkonzentriert und knicke mit dem linken Fuß böse um. Das ist vermutlich eine fette Zerrung und das Ende der Hoffnungen auf eine gute Zeit in Berlin. Kann ich überhaupt starten? Im Moment geht garnichts mehr.
27.07.: Der Fuß ist noch recht bunt, aber die Schwellung ist ein wenig zurück gegangen. Ich probiere ein erstes Trainingsläufchen. Die 21 Kilometer klappen zwar einigermaßen, aber an vernünftige Kilometerumfänge ist noch nicht zu denken. Den ursprünglich geplanten Trainingsmarathon werde ich jedenfalls lieber nicht mehr machen. 03.08.: Auch nach einem 35 km Läufchen wird der Fuß nicht wieder dick. Die Teilnahme am 100 Meilen Lauf ist also gesichert. 10.08.: Es gibt weiterhin Probleme mit dem linken Problemfuß. 40 km werden bestimmt klappen, aber was wird wohl nach 80 oder 120 km sein? Auch der linke Oberschenkel macht mir, wie schon seit Wochen, große Sorgen. Vielleicht kann ich den ganzen Gilb in Berlin einfach rauslaufen ... |
Freitag | Nach der Startnummernausgabe im Hotel Ramada am Alexanderplatz und dem obligatorischen Briefing, fahre ich mit der U-Bahn vom Alexanderplatz drei Stationen bis zum Moritzplatz. Von dort sind es nur noch wenige Minuten zu Fuß zum Sportgelände in Berlin Kreuzberg an der Lobeckstraße. Ich suche mir einen Plätzchen in der Sporthalle und gegen halb elf versuche ich einzuschlafen, was aber leider nicht so richtig klappt, da ich nur noch eine dünne, recht harte Turnmatte erwischt habe und ich leider zu faul war meine Mini Luftmatratze aufzupumpen. |
Samstag |
Nach dem Aufstehen um viertel vor vier gibt es wieder, wie schon 2011, ein reichliches Frühstück von einigen freundlichen Helferinnen im Vorraum der Turnhalle. Danach bleibt noch genügend Zeit um das Nachtlager zusammen zu raffen und sich auf den langen Tag vorzubereiten.
Pünktlich um 6:00 Uhr geht's dann mal wieder los. Es ist alles so wie schon 2011, nur anders (links) herum. Mindestens 160,9 Kilometer liegen vor mir. Auch die üblichen Verdächtigen aus Osnabrück und Umgebung, HaWe, Günter und Maria, sind mal wieder dabei um sich die begehrte Back-to-Back Medaille zu holen. In diesem Jahr geht es schon nach einer halben Runde raus auf die Strecke. Diesmal werde ich es von Beginn an etwas ruhiger angehen lassen. Das fällt mir aber schon deshalb nicht schwer, da ich im Vorfeld durch einige Wehwehchen nicht vernünftig trainieren konnte. Da Gestern beim Briefing deutlich gesagt wurde, dass man nicht bei einer roten Ampel über die Straße laufen darf da man sonst disqualifiziert wird, bleibt auch die "Spitzengruppe" der ca. 30 Läufer immer schön artig stehen. Nur ein Japaner hat lustigerweise wohl nichts verstanden und lässt sich nicht von roten Ampeln stören. Nach 6 km ist der Erste von insgesamt 27 Verpflegungspunkten erreicht. Die "Spitzengruppe" hat sich nach dem VP1 etwas auseinandergezogen. Ich bin gut drauf und unterhalte mich gerade nett mit Klaus, einem Kollegen vom Spartathlon 2011, als plötzlich jemand einige zig Meter hinter mir ruft, dass wir hier vermutlich falsch sind. Alle bleiben stehen. Einige laufen zurück, andere laufen weiter. Ich laufe leider weiter. Das Ergebnis ist, dass ich einige Zeit später zum zweiten Mal den VP1 erreiche. So ein Mist. Eben war ich noch gut unterwegs und nun bin ich plötzlich so ziemlich der Letzte! Knapp 10 Minuten hat mich das gekostet. Obwohl ich im Moment ziemlich angedingst bin, darf ich nun nicht versuchen die Zeit aufzuholen. Das wäre zu diesem Zeitpunkt bestimmt nicht so besonders schlau. Ich laufe deshalb in meinem lockeren Tempo weiter und kann damit auf den nächsten zig Kilometern wieder einige Plätze gut machen. Langsam wird es warm. Heute soll es bis zu 30 Grad heiß werden. Das finde ich nicht so schlimm, jedenfalls ist das allemal besser als das oddelige, kalte Regenwetter vom letzten Samstag. Gegen Mittag gibt es an einer Verpflegungsstation Vanille Eis am Stiel. Gerne nehme ich das Angebot als schöne Abwechslung an. An den Verpflegungspunkten halte ich mich nie lange auf. Wasser in meine Flasche füllen, ein Becher Cola, Apfelschorle oder Malzbier runterkippen, dann geht es weiter. In diesem Jahr habe ich mir zum ersten Mal einige Gels und Energiegummis mitgenommen. Alle 10 Kilometer zwänge ich mir davon etwas rein und hoffe, dass ich damit meinen Trainingsrückstand ein wenig ausgleichen kann. Spätestens nach 80 Kilometern hilft das aber nur noch bedingt. Als es ab 21:00 Uhr dunkel wird, hole ich meine kleine Stirnlampe raus. Bald muss ich aber feststellen, dass die Batterie so langsam ihren Geist aufgibt. Es ist wohl Mitternacht, als es nicht mehr anders geht und ich meine Ersatzbatterie einsetzen muss. Da es aber klar ist, dass das Teil auch nicht die restliche Nacht durchhalten wird, bedeutet das, dass ich, immer wenn es irgend möglich ist, Energie sparen muss. Das ist ein Anfängerfehler von mir und ein echter Nachteil, da man mit einer besseren Lampe die blauen, wegweisenden Leuchtpfeile einfacher hätte erkennen können. Neben den Leuchtpfeilen in ca. 1-1,50 Meter Höhe weisen auch mit Sprühkreide aufgemalte Pfeile auf dem Boden den Weg. |
Sonntag |
Irgendwo bei ca. Kilometer 130 fehlt ein solcher Sprühkreidepfeil (oder ich habe ihn nicht gefunden). So laufe ich an einem Abzweig vorbei und verliere, bis ich wieder den richtigen Weg gefunden habe, nochmals einige Minuten. Hatte ich vorher noch die kleine Hoffnung unter zwanzig Stunden bleiben zu können, so wird mir nach dieser "Umleitung" klar, dass ich es nicht mehr schaffen kann. Bei Kilometer 140 ist es dann endgültig sicher. Bei meinem jetzigen, unterirdischen Tempo werde ich die verbleibenden 21 Kilometer niemals bis 2:00 Uhr schaffen. Diese Aussicht lähmt zusätzlich.
Irgendwann gegen zwei Uhr ist die letzte Verpflegungsstation in Kreuzberg erreicht. Nun sind es nur noch fünf Kilometer bis ins Ziel. In Kreuzberg ist Partynacht pur. Die Straßen sind voll mit feiernden Menschen, welche sich teilweise sicherlich über die paar herumirrenden Läufer wundern. Herumirren ist hier das richtige Wort, denn ich bin lange nicht der Einzige, der den Weg nicht findet. Es gibt nur wenige Markierungen, die auch teilweise nicht eindeutig den Weg weisen. Wenn ich dadurch jetzt auch die 21 Stunden Marke überschreiten würde, würde ich das nicht witzig finden. Da ich vom letzten 100 Meilen Lauf aus 2011 noch weiß, dass es als Nächstes an der East Side Gallery vorbei gehen muss, frage ich einen Taxifahrer nach dem Weg. Dort angekommen gibt es auch wieder ausreichend viele Markierungspfeile. Da es nun schon gegen drei Uhr geht, muss man noch am Ende ein wenig Gas geben, damit wenigstens die 21 Stunden Marke nicht überschritten wird, was dann schließlich noch knapp gelingt. Da ich Gestern ja leider nur noch eine harte Turnmatte zum Schlafen erwischt habe, klappt das Einschlafen überhaupt nicht. Nach einer Stunde rumgewälze überwinde ich gezwungenernaßen meine Faulheit und pumpe doch noch meine kleine Reiseluftmatratze auf. Danach klappt es dann auch noch mit zwei drei Stunden Schlaf. Nach dem Frühstück kann man noch gemütlich rumhängen und den bis 12:00 Uhr einlaufenden Kollegen zusehen. Zum Mittagessen gibt es verschiedene Eintöpfe, bevor es mit Bussen zurück zum Alexanderplatz geht. In dortigen Hotel Ramada erfolgt dann die Preisverleihung. Vom Letzten bis zum Ersten wird jeder aufgerufen und erhält seine Finisher Medaille, ggf. noch eine Back-to-Back Medaille und noch eine Buckle wenn man unter 24 Stunden geblieben ist. |
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