Link: | Brocken Challenge | Urkunde | Ergebnis (pdf) | Ergebnis mit Zwischenplazierungen (pdf) |
Am Freitag Nachmittag mache ich mich mit Günter auf den Weg nach Göttigen. Nach einem Stau auf der A44 erreichen wir just in time um 18:00 Uhr das Sportzentrum der Göttinger Uni. Hier ist die Startnummernabholung und Vorbesprechung zur Brocken Challenge am nächsten Tag. Danach geht es weiter zum Start an einem Reiterhof im Stadtwald von Göttingen. Nach einem
Spaghettiessen
im 200 Meter entfernten "Jägerhof" begebe ich mich gegen 10 Uhr ins Hotel Caddy auf dem Parkplatz direkt am Start.
Um 5:00 Uhr beginnen die letzten Vorbereitungen, u.a. mit einem kurzen Frühstück in einer Halle vom Reiterhof. Um 6:01 Uhr dann der Start. Es geht flott los, wie ich finde, versuche aber mich nicht mitreißen zu lassen und ruhig zu bleiben. Aufgrund der vielen Stirnlampen bei den anderen Teilnehmer sieht man genug und ich kann meine Handylampe aus lassen. Da ich vor der Dunkelheit im Ziel sein werde, bzw. sein möchte, habe ich mir die Mitnahme einer extra Stirnlampe erspart. Nach einer guten Stunde ist schon der erste Checkpoint bei km 10,9 erreicht. Ich lasse mir nur ein wenig heißen Tee in meinen mitgebrachten Becher füllen und gehe rasch weiter. Die Strecke ist gut zu laufen. Kein Schnee und laue Temperaturen um den Gefrierpunkt sind perfekt für ein kleines Läufchen. Mit meinem kurzärmeligen Shirt, einem langärmeligen Bayern Trikot und einer FC Bayern Windjacke bin ich eigentlich schon zu warm angezogen, aber ich bin zu faul irgendwas auszuziehen. Ich muss ruhig laufen, damit ich nicht anfange zu schwitzen, denn dann würde es doch sehr schnell kalt und unangenehm werden. Nach 4:23 Stunden ist der Marathon geschafft. Das ist ok. Bei Kilometer 45 sind noch keine "vernünftigen" Hügel in Sicht, aber trotzdem werde ich von meinen Kräften verlassen. Ich bin nur noch schlapp, bekomme meine plötzlich mega schweren Beine kaum hoch und muss sogar ab und an, auch auf flachen Stücken, ein paar Meter marschieren. Liegt es an meiner leichten Erkältung, die sich vorgestern angedeutet hat? Ich glaube nicht. Ich bin einfach nicht gut drauf oder einfach schlecht oder zu alt oder alles auf einmal. Die 10 Stunden kann ich jedenfalls vergessen. Hoffentlich kann ich wenigstens unter 11 Stunden bleiben. Wenn diese Phase der Schlappheit bald verschwindet, sind ja vielleicht auch noch 10:30 Stunden drin? Mal schauen. Beim nächsten Checkpoint bin ich ein wenig überrascht, dass schon gute 53, statt erst 50 Kilometer vergangen sind. Dann sind ja nur noch 27 Kilometer übrig. Ich bin schon wieder am rechnen.... Mittlerweile ist die Schneegrenze erreicht, was meistens keine Probleme bereitet. Der nächste Checkpoint. Wie immer sehr gut ausgestattet und mit super freundlichen Supportern. 63 Kilometer sind abgelaufen und 7:17 Stunden sind vergangen. Für die letzten 21 Kilometer habe ich also lange 3 Stunden benötigt. Nochmal rechnen. 17 Kilometer in 2:40 Stunden? Normalerweise ein Witz, aber jetzt? Das Motto heißt nun mal wieder, nicht aufgeben und schauen, wie schwer die nun folgende Strecke wird. Die Kraft kehrt ein wenig zurück. Gut zu laufende Stücke wechseln sich mit üblen Schneepassagen und steileren Passagen ab. Der übernächste Checkpoint ist um kurz vor drei erreicht. Noch eine Stunde für die letzten 7,5 Kilometer. Pro Kilometer hätte ich nun noch ca. 8 Minuten Zeit. Das könnte man schaffen, wenn es nicht mehr zu viele steile Wanderstücke gibt. Leider kenne ich aber die Strecke nicht. Die schweren Beine sind plötzlich wieder leicht. Ich muss es versuchen. An den Kilometerwegweisern hier im Nationalpark kann man sich recht gut orientieren. Ich erkenne, dass meine Zeiten passen, was einen zusätzlichen Motivationsschub gibt. Nach und nach kann ich noch einige Kollegen einsammeln, die mich vor einiger Zeit überholt haben. Viele Wanderer kommen einem entgegen und spenden aufmunternde Worte. Einer sagt, "Du hast es gleich geschafft, nur noch 1,7 Killometer.". Wenn das stimmt, wäre das super, denn dann sind wirklich noch gerade so die 9:59 Stunden drin. Eine Minute später sagt ein anderer: "Super! Nur noch 2,5 Kilometer!". Nee, oder? Das wäre zuviel. Noch eine scharfe Linkskurve. Mist, doch noch ein Stück, das etwas zu steil ist um es "flott" laufend zu bewältigen. Hoffentlich sind das nicht später die Sekunden, die mir fehlen. Ein erstes Haus. Das ist vermutlich der Bahnhof der Brockenbahn. Kaum zu erkennen, im Nebel. Ich habe Schwierigkeiten, mich zu orientieren. Wo muss ich hin? Im Nebel höre ich etwas lautere Geräusche und sehe ein paar Lichter. Näher kommend, zeigt mir ein Helfer den Weg. Rechts rum, noch 100 Meter. Das Zielbanner. Geschafft. Meine Uhr zeigt 16:01 Uhr. So ein Scheiß. Eine Minute oder vielleicht auch nur eine Sekunde zu spät. Ich bin aber nicht wirklich enttäuscht, sondern eigentlich sogar recht zufrieden, da es während der letzten Stunde richtig gut lief und ich alles versucht habe. Der große Gastraum in der ersten Etage des Brockenhotels ist für die Teilnehmer der Brocken Challenge reserviert. Von Helfern bekommt man nach dem Eintreffen sein Gepäck ausgehändigt und man hat die Möglichkeit zu duschen. Obwohl nur eine Dusche vorhanden ist, klappt alles ohne große Wartezeiten und auch für die später eintreffenden Leutchen ist noch heißes Wasser da. Nach einer leckeren Erbsensuppe mit Bockwurst vom Buffet (im Startgeld enthalten) und einem Weißbier geht es um 20:00 Uhr mit einigen anderen Teilnehmern auf den knapp zwei Stunden langen Rückweg runter nach Schierke, wo um 22:30 Uhr ein Bus zurück nach Göttingen abfahren soll. In Schierke angekommen, verzögert sich die Abfahrt des Busses dann aber noch um 1,5 Stunden, sodass die Rückfahrt nach Osnabrück erst um 1:30 starten kann. Das hat zur Folge, dass wir erst wieder um 5:00 Uhr Osnabrück erreichen, also genau 24 Stunden nach dem Aufstehen in Göttingen. |